Informationsbroking

Informationsbroking bezeichnet die professionelle Recherche, Analyse und Aufbereitung von Informationen durch spezialisierte Dienstleister (sogenannte Informationsbroker). Diese Dienstleistung wird insbesondere von Unternehmen, Kanzleien, Forschungsinstituten und Medien genutzt, um fundierte Entscheidungen zu treffen oder sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern.

Im Kern geht es beim Informationsbroking um das gezielte Suchen, Sammeln, Filtern, Bewerten und Aufbereiten von Daten aus unterschiedlichsten Quellen. Dabei können sowohl frei zugängliche als auch kostenpflichtige oder schwer zugängliche Informationsquellen genutzt werden.


1. Recherchemöglichkeiten neben Schutzrechten

Neben der klassischen Patent-, Marken- und Designrecherche gibt es eine Vielzahl weiterer Recherchemöglichkeiten, die von Informationsbrokern durchgeführt werden. Diese lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen:

1.1. Markt- und Wettbewerbsrecherchen

  • Marktanalysen: Untersuchung von Markttrends, Wachstumsprognosen, Marktpotenzialen und relevanten Playern in einer Branche.
  • Wettbewerbsanalysen: Recherche über Konkurrenten, deren Geschäftsstrategien, Produktentwicklungen und Markteintritte.
  • Preisanalysen: Vergleich von Preisen für Produkte und Dienstleistungen auf verschiedenen Märkten.

Beispiel: Ein Unternehmen möchte in den Markt für smarte Haushaltsgeräte einsteigen und benötigt eine umfassende Analyse der Wettbewerber, ihrer Patente, Preisstrategien und Marktanteile.


1.2. Unternehmens- und Wirtschaftsinformationen

  • Bonitätsprüfungen: Überprüfung der Kreditwürdigkeit von Unternehmen durch Handelsregisterauszüge, Jahresabschlüsse und Wirtschaftsauskunfteien.
  • Firmenprofile: Sammlung von Informationen über Eigentümer, Beteiligungen, Kooperationen und Finanzkennzahlen.
  • Lieferantenrecherche: Identifikation potenzieller Zulieferer, deren wirtschaftliche Stabilität und Zertifizierungen.

Beispiel: Eine Kanzlei recherchiert für einen Mandanten, ob ein potenzieller Geschäftspartner finanziell stabil ist, bevor ein langfristiger Vertrag geschlossen wird.


1.3. Technologierecherchen und Innovationsscouting

  • Technologietrends: Identifikation neuer technischer Entwicklungen und deren Auswirkungen auf verschiedene Branchen.
  • Forschungsergebnisse: Auswertung wissenschaftlicher Veröffentlichungen, Konferenzbeiträge und Dissertationen zu einem Fachthema.
  • Lizenzmöglichkeiten: Suche nach lizenzierten Technologien oder Open-Source-Lösungen für eigene Entwicklungen.

Beispiel: Ein Automobilhersteller möchte wissen, welche Fortschritte es im Bereich feststoffbasierter Batterien gibt und welche Forschungsgruppen weltweit führend sind.


1.4. Rechtliche und regulatorische Recherchen

  • Compliance-Analysen: Überprüfung von Gesetzen und Vorschriften, die für bestimmte Märkte oder Produkte relevant sind.
  • Produktzulassungen: Identifikation von regulatorischen Anforderungen (z. B. CE-Kennzeichnung, FDA-Zulassung).
  • Gesetzesänderungen: Recherche aktueller oder bevorstehender rechtlicher Entwicklungen, die Geschäftsmodelle beeinflussen können.

Beispiel: Ein Medizintechnikunternehmen möchte neue KI-gestützte Diagnosegeräte auf den Markt bringen und benötigt eine Übersicht über die regulatorischen Hürden in der EU und den USA.


1.5. Wissenschaftliche und medizinische Recherchen

  • Klinische Studien: Untersuchung laufender oder abgeschlossener klinischer Studien für neue Medikamente oder Therapieansätze.
  • Medizinische Leitlinien: Suche nach anerkannten Standards in der Behandlung bestimmter Krankheiten.
  • Pharmazeutische Entwicklungen: Recherche zu neuen Medikamenten und deren Patentsituation.

Beispiel: Ein Pharmaunternehmen sucht nach veröffentlichten klinischen Studien zu mRNA-Impfstoffen außerhalb von COVID-19-Anwendungen.


1.6. Medien- und Reputationsanalysen

  • Presse- und Medienbeobachtung: Verfolgung von Berichterstattung über ein Unternehmen, eine Person oder ein Thema.
  • Krisenkommunikation: Analyse von möglichen Risiken für den Ruf eines Unternehmens und deren frühzeitige Identifikation.
  • Social Media Monitoring: Beobachtung von Social-Media-Trends, Kundenfeedback und öffentlicher Meinung.

Beispiel: Eine Bank möchte wissen, welche öffentliche Wahrnehmung sie in den sozialen Medien hat, um ihre Kommunikationsstrategie anzupassen.


1.7. Risiko- und Sicherheitsanalysen

  • Geopolitische Analysen: Bewertung politischer Risiken für Geschäftsaktivitäten in bestimmten Ländern.
  • Cybersecurity-Überwachung: Suche nach Datenlecks, Schwachstellen oder Angriffsmustern auf Unternehmen.
  • Due Diligence: Hintergrundüberprüfung potenzieller Geschäftspartner auf rechtliche, finanzielle oder ethische Risiken.

Beispiel: Ein Unternehmen will in Lateinamerika expandieren und benötigt eine Analyse der politischen und wirtschaftlichen Risiken in verschiedenen Ländern.


2. Methoden und Quellen des Informationsbrokings

2.1. Klassische Quellen

  • Öffentliche Register und Datenbanken (Handelsregister, Markenregister, Patentämter)
  • Bibliotheken und wissenschaftliche Archive
  • Fachzeitschriften und wissenschaftliche Publikationen
  • Regierungsberichte und Gesetzestexte

2.2. Digitale und kommerzielle Quellen

  • Datenbanken für Unternehmens- und Finanzinformationen (z. B. Orbis, Dun & Bradstreet)
  • Patentdatenbanken (z. B. Espacenet, USPTO)
  • Wissenschaftliche Datenbanken (z. B. PubMed, IEEE Xplore)
  • Presse- und Nachrichtenarchive (z. B. Factiva, LexisNexis)

2.3. Open-Source-Intelligence (OSINT)

  • Social Media Analysen (Twitter, LinkedIn, Reddit)
  • Darknet-Recherchen (für Cybersecurity und Betrugsprävention)
  • Crowdsourced-Daten (z. B. GitHub, Stack Overflow für Technologietrends)

Informationsbroking

Informationsbroking ist ein unverzichtbares Werkzeug für Unternehmen, Kanzleien und Organisationen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Neben der klassischen Patent- und Markenschutzrecherche gibt es zahlreiche weitere Anwendungsfelder – von Marktanalysen über Unternehmensinformationen bis hin zu Reputations- und Risikoanalysen.

Durch die Kombination von öffentlichen, kommerziellen und spezialisierten Datenquellen können Informationsbroker tiefgehende Erkenntnisse liefern, die für strategische Entscheidungen entscheidend sind.